Freitag, 5. Februar 2016

[Im Gespräch] All die verdammt perfekten Tage

Hallo ihr Lieben,

Quelle
ich bin jetzt etwas aufgeregt, wo dieser Beitrag endlich online geht. Dennoch auch gespannt, ob Rückmeldung von euch kommt und wie diese ausfallen wird. Aber von Anfang an...
In letzter Zeit bin ich in Quassellaune, so dass es sich lohnt diese Rubrik aus der Lesbar-Versenkung zu holen. Oftmals reicht eine Rezension nicht aus, um all meine Gedanken zum Buch los zu werden, weil man sie schließlich spoilerfrei halten will.

[Im Gespräch] ist also der Ort, wo ich und auch ihr alles rauslassen könnt, ob Kritik, Lobeshymne oder Liebeserklärung. Wenn ihr das Buch noch nicht gelesen habt und dies noch vorhabt, solltet ihr allerdings aufs Lesen dieses Beitrags verzichten.


Heute würde ich gern mit dem  Jugendbuch "All die verdammt perfekten Tage" beginnen, weil es hier nun wirklich einiges gibt, worüber es sich austauschen lässt. 

[Achtung Spoiler!]

Vorweg vielleicht nochmal meine allgemeine Meinung zum Buch. Ich fand es wirklich gut! Jennifer Niven spricht so viele wichtige Themen an und trotzdem hat man Freude beim Lesen.
Aber vor allem gehört nach wie vor eine Menge Mut dazu das Thema psychische Erkrankungen in ein Jugendbuch zu packen. Fakt ist, dass wir darüber in der Öffentlichkeit reden sollten, wie über andere Erkrankungen auch. Betroffene sollten nicht länger das Gefühl haben diesen Teil ihrer Selbst verschweigen zu müssen (wie Finch) und Nicht-Betroffene sollten die Chance bekommen zu verstehen.

"Was ich über bipolare Störungen weiß? Nun, eins weiß ich ganz genau: Es ist eine Schublade. Eine, in die man Verrückte steckt. [...] "Bipolar" heißt: So bist du. Das bist du. Damit reduziert man Menschen auf eine Krankheit." Seite 284

Umso schöner, dass uns ausgerechnet Finch selbst zeigt, das ein Mensch nicht nur seine Krankheit selbst ist, sondern nur ein kleiner Teil von ihm. Finch ist ein intelligenter Junge, der gerne liest (Virginia Woolf habe ich erst noch vor mir) und an dem ein kleiner Philosoph verloren gegangen ist. Er könnte Violet ebenfalls in eine Schublade stecken, ist aber feinfühlig genug, um hinter die Fassade blicken zu wollen. Klar merkt man schon am Anfang, dass er doch sehr aufgedreht und ruhelos ist, aber das ist ja noch kein klarer Hinweis auf irgendetwas und macht ihn eben nicht als ganze Person aus.

Mich hat es also wahrlich erschrocken in einer Rezension zu lesen, Finch& Violet seien gar keine richtigen Menschen, sondern nur psychische Erkrankungen in einem Körper verpackt. Autsch! Ich habe das keinesfalls so empfunden. Aber Tatsache ist, dass psychische Erkrankungen einen Menschen in der Tat immer mehr einnehmen können, so dass man von Kopf bis Fuß aus ihr zu bestehen scheint. Vor allem Betroffene selbst sehen nichts anderes mehr und diese Geschichte ist doch schließlich aus Finchs Sicht!

Mich würde ja brennend interessieren, ob und wann ihr gemerkt habt, was mit Finch los ist?!?

WACH war mir ja noch ein großes Rätsel und unter SCHLAF konnte ich mir auch erst nichts vorstellen, weil er ja nichts dazu sagt, außer: "ich möchte nicht wieder schlafen". Als der SCHLAF dann jedoch kam, wusste ich, was los ist. Da setzte sich für mich das Bild zusammen. Der für Finch scheinbar wache Zustand, sind manische Phasen, während der Schlaf die depressiven Episoden sind. Und bei den depressiven Phasen wurde es schwierig für mich. Depression hat leider auch schon meinen Lebensweg gekreuzt, ob nun in Uni-Seminaren (wo ich mich objektiv mit dem Thema auseinandersetzte) oder im privaten Leben (wo objektive Betrachtungen nichts helfen, denn man fühlt sich einfach hilflos).

Ich hab Kritiken gelesen, die ankreiden, das Ende würde alles kaputt machen und es wäre doch eine schlechte Botschaft an Jugendliche in derselben Situation. Aber zum einen ist es ja nun mal so, dass es leider nicht immer ein glückliches Ende nimmt und man vor allem auch beachten sollte, dass die Autorin hier Erlebtes verarbeitet. Und für Finch kam zwar die Hilfe zu spät, aber die Geschichte sagt doch auch aus: du bist nicht allein! Es ist okay sich Hilfe zu holen und sie anzunehmen.

Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, wie tief dieses Stigma rundum psychische Erkrankungen in uns verwurzelt ist? Allein wenn man bedenkt, wie Leute unterschiedlich reagieren, ob man ihnen von einem Freund mit Krebs oder Depression erzählt. Ich möchte ganz sicherlich nichts zu diesem Stigma beitragen, aber es fällt auch mir schwer darüber zu reden und zu schreiben. Ständig bin ich auf der Hut, welche Formulierung ich nutze, um niemanden zu kränken. Denn meine Erfahrungen müssen ja nicht für alle gelten. Auch wenn psychische Erkrankungen unter einem Oberbegriff zusammen gefasst werden, so sind sie doch bei jedem Menschen anders. Und genau darüber sollten wir reden und Leuten, die Ängste nehmen. ...und deshalb schreibe ich nun diesen Beitrag, obwohl die Reaktionen darauf nicht einschätzen kann.

Ich kam nicht drumherum mich, ganz wie Violet, zu fragen, was Finch wohl "gerettet" hätte. Schuld möchte ich hier niemandem zuweisen, denn damit kommt man nicht weit. Aber ich glaube ja mit dem Rückhalt der Familie, hat man schon einiges gewonnen. Nun hat Finch diesen nicht und leider hat er sich auch nicht mehr die Zeit gegeben zu sehen, dass er nicht allein ist. Oh Finch, ich möchte manchmal lieber daran glauben, dass du in einer anderen Galaxie gelandet bist.
Bei der Frage, wie man jemanden hätte retten können, dreht man sich letztendlich im Kreis. Aber in einem Interview sagte die Autorin mal, Finch hilft nun durch dieses Buch zumindest vielen Jugendlichen.

Am Schluss wollte ich noch fragen, ob ihr weitere Jugendbücher kennt, die sich mit psychischen Erkrankungen beschäftigen? Ich kann euch an dieser Stelle noch "Schau mir in die Augen, Audrey" empfehlen. Was ich selbst noch lesen mag, ist "Mein Herz und andere schwarze Löcher".

"Your're not alone. And no matter how dark things can be, there are always bright places to be found." - Jennifer Niven

Was liegt euch zu dem Buch noch auf dem Herzen?

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